27. Sonntag i. J. 8. 10. 2023

Er baute in seiner Mitte einen Turm
und hieb zudem eine Kelter in ihm aus.
Dann hoffte er, dass der Weinberg Trauben brächte,
doch er brachte nur faule Beeren. (…)
Die ersten Kapitel des Buches Jesaja zeigen das Ringen Gottes um sein Volk: zwischen Heilsverheißung und der Ansage von Unheil wegen der Untreue des Volkes. Das Lied vom Weinberg passt sich in dieses Thema ein. Es wird als Lied eingeführt, die Textsorte also benannt. Der Sprecher erzählt bzw. singt von einem engen, nicht näher beschriebenen, Freund und dessen Weinberg.
Evangelium: Mt 21,33-44
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes:
33 Hört noch ein anderes Gleichnis:
Es war ein Gutsbesitzer,
der legte einen Weinberg an,
zog ringsherum einen Zaun,
hob eine Kelter aus
und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer
und reiste in ein anderes Land. (…).
Das Gleichnis von den Winzern steht zwischen dem Gleichnis von den Söhnen, die zur Arbeit im Weinberg gerufen werden, und dem vom königlichen Hochzeitsmahl. Nach dem Einzug in Jerusalem und der Tempelreinigung stehen sie im Kontext von Streitgesprächen Jesu mit den Hohepriestern und Ältesten. Der Konflikt um Jesu Vollmacht eskaliert in der Folge so weit, dass es schließlich zur Passion kommt. Jesus greift im Gleichnis auf das Geschehen von der Verpachtung eines Weinbergs zurück und dem Eintreiben des Anteils für den Eigentümer, was trotz erheblichen Aufwands schiefgeht. Ja, es endet in brutaler Gewalt. Der Weinberg steht in der prophetischen Tradition oft für das Volk Israel (vgl. z. B. Jes 5,1-7). Der Bezugspunkt unterscheidet sich jedoch erheblich, da es alttestamentlich meist um das Fruchttragen geht. Das ist hier nicht das Problem. Das Problem sind diejenigen, die verhindern, dass der Eigentümer das ihm Zustehende erhält, dass sie die „Knechte“ vertreiben und sogar den Erben töten.
Wir brauchen das heute nicht mehr auf die historischen „Hohepriester und Konsorten“ beziehen – wo wird nicht Jesus heute getötet, in der Verachtung der Menschenrechte, in der Vertreibung von Menschen usw.? Alles ist so bildhaft – und doch real. Gerade die „Hohepriester und Ältesten“ verhindern, dass Gott die Früchte seines „Weinbergs“, des Gottesvolkes, erhält. Ausgerechnet diejenigen, die dafür sorgen sollen durch entsprechendes Unterrichten und Vorleben, dass das Gottesvolk Früchte im Glaubensleben bringt, verhindern alles.