20. So. i. J. 20. 8. 2023

Viele Fragen, viele Bildworte, viele – auch komplizierte – Gedankengänge. Die Lesung setzt mitten im Zusammenhang ein, mit einer Ansprache an die Heidenchristen. Das Evangelium Gottes kann nur an alle gerichtet sein, von den Aborigines Australiens angefangen bis zu den anderen Grenzen der Welt.
Evangelium: Mt 15,21-28
21 In jener Zeit
zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.
22 Und siehe, eine kanaanäische Frau aus jener Gegend kam zu ihm
und rief: Hab Erbarmen mit mir,
Herr, du Sohn Davids!
Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.
23 Jesus aber gab ihr keine Antwort. (…)
Das Evangelium passt zufällig zur Sicht des Paulus im Römerbrief: Die kanaanäische Frau hat von Anfang an (noch mehr als der römische Hauptmann) das richtige Bekenntnis: „Herr, Sohn Davids“. Damit erkennt sie ihn als Messias an. Das Problem für Jesus ist nicht einfach die „heidnische Herkunft“ der Frau, sondern offensichtlich, dass sie am falschen Ort ist. Sie ist „außerhalb“ Israels. Vermutlich spiegelt sich darin eine echte Frage der Gemeinde des Matthäus: Wie weit geht unser Bereich? Und die Antwort hier lautet: auf jeden Fall bis Tyros und Sidon und schließlich bis „zu allen Völkern“ (vgl. Mt 28,19). Denn die Matthäusgemeinde besteht überwiegend aus Judenchristen, die wohl der Überzeugung waren, dass Menschen aus heidnischen Völkern, die zu Jesus, dem jüdischen Messias, gehören wollten, dafür erst Juden werden sollten. Hier wird Jesus selbst als Lernender dargestellt, der durch die Frau verstehen lernt, dass Gottes Heil viel umfassender ist als seine Sendung zu Israel (V. 24).